Die Legende vom Hermunduren
Die Legende vom Hermunduren 

Antworten zur historischen Situation der Römer

1) Durch welche Aktivitäten ist die Politik der Römer im Barbaricum der Zeit 60 bis 70 n. Chr. gekennzeichnet?

 

Mit dem Abbruch sämtlicher Militäraktionen in das Barbaricum hinein um 16 n. Chr. überließ Kaiser Tiberius die Germanen tatsächlich ihren inneren Streitigkeiten.

Will man die Situation dieser Jahre für die Römer im Barbaricum beschreiben, muss zuerst die Grenze gezogen werden, an der sich die feindlichen Lager trafen. Diese Grenze bildeten der Rhein und die Donau.

Stromab im linksrheinischen Gebiet befestigten die Römer erobertes Territorium durch die Errichtung von Kastellen, dem Bau von Straßen und Wegen, sowie die Gründung von Siedlungen, die langsam zu Städten wuchsen.

Gleiche Vorgehensweisen prägte das Verhalten der Eroberer im Gebiet südlich der Donau.

Die wichtigstem Militärlager der Römer befanden sich in Noviomagus (Nijmegen), Vetera (Xanten), Colonia (Köln), Castra Bonnensia (Bonn), Mogontiacum (Mainz), Argentoratum (Straßburg), Augusta Rauricorum (Basel), Vindonissa (Windisch) und Augusta Vindelicorum (Augsburg). Bemerkenswert hinsichtlich der Lage gewählter Standorte zur Errichtung von Militärlagern war die Flussnähe und nicht selten ein Standort in der Nähe von Mündungen größerer Zuflüsse in den Rhein und die Donau.

 

Stromab im rechtsrheinischen Gebiet, mit der natürlichen südlichen Grenze in Form der Donau, lebten die Stämme der Barbaren. Vom Oceanus Germanicus (Nordsee) aus beginnend mit den Friesen bis zu den nördlich der Donau siedelnden Markomannen und Quaden. Charakteristisch war die dichtere Besiedlung im nördlich des Mains gelegenen Territorium, in dem wesentlich mehr Stämme lebten als zwischen Main und Donau.

Diese Siedlungsdichte der Stämme veranlasste die Römer in der vergangenen Periode zur vordringlichen Eroberung dieser Gebiete und damit der Unterwerfung dort lebender Stämme.

Davon betroffen waren neben den Friesen, den Sugambrern, den Tencterern besonders die Chatten.

Feldzüge der Römer ins innere des Barbaricum führten die Römer zu den Bructerern, Cheruskern, Angrivariern, Chasuariern, Marsern, Angeln und Hermunduren. Diese Vorstöße erbrachten Kenntnisse zum Land und zu dessen Besiedelung.

2) Welchen Einfluss übte Kaiser Nero nach dem Brand Roms auf die römische Politik am Rhein aus?

 

Von 54 bis 68 n. Chr. war Nero römischer Kaiser.

Der Brand Roms im Juli 64 leitete die letzte Phase seiner Herrschaft ein. Dem Brand im Juli 64, dem zehn der vierzehn römischen Stadtteile zum Opfer fielen und der drei davon gänzlich vernichtete, folgte ein umfangreicher Wiederaufbau, der mächtige Kosten verschlang. Nero ließ Tempel im Reich plündern und raubte im jüdischen Krieg Judäa aus.

 

Neben dem umfassenden Aufbauprogramm innerhalb der Stadt, mit breiteren Straßen und Brandschutzmaßnahmen für neu errichtete Häuser, dachte er auch an seine Bedürfnisse. In seiner Geltungssucht verschwendete er immense Summen zum Bau des ‚Domus Aurea‘ (Goldenes Haus) als riesiges, prunkvolles Anwesen mit großen Kunstschätzen und technischen Raffinessen. Die Last des Aufbaus trugen auch und vor allem die römischen Bürger.

 

Diese letzte Phase seiner Macht war durch zwei weitere wesentliche Einflüsse, allein durch Nero selbst verschuldet, beeinflusst und führte letztlich zu seinem Machtverlust.

Einerseits glaubte er sich als Herrscher Roms zur Kunst berufen und widmete die meiste Zeit seiner künstlerischen Vervollkommnung, statt sich politisch wirkungsvoll und zum Nutzen Roms mit der Politik des Imperiums zu beschäftigen.

Die andere Aktivität betraf die Ausübung persönlicher Macht, die in der Verfolgung unliebsamer Zeitgenossen und auch oft im Zwang der Selbsttötung Betroffener mündete. Sein Stiefbruder Britannicus soll auf sein Betreiben hin vergiftet worden sein, seine intrigante Mutter ließ er ermorden und auch sein früherer Lehrer Seneca war einer der Betroffenen. Die Führung von Hochverratsprozessen und deren Hinrichtungen, verbunden mit der Einziehung des Vermögens Betroffener, dienten auch der Finanzierung der gewaltigen Bauprojekte.

 

Um 68 n. Chr., nach jahrelangen Künstlerreisen aus Griechenland zurückkehrend, verbunden mit persönlichen Auftritten und Siegen in künstlerischen und sportlichen Wettbewerben, verlor er die Achtung seiner Klientel gänzlich. Der ausgelebte Verfolgungswahn mit Hinrichtungen in der römischen Oberschicht und auch bei Verwandten, verbunden mit seinen Ausschweifungen, beförderten Hass und Verachtung für den Princeps.

 

Die Oberschicht und das Volk Roms wandten sich vom Kaiser ab und der Widerstand begann sich auszuprägen.

3) Welche Wirkungen/Auswirkungen sind dem Einfluss des Sklavenbedarfs des Römischen Imperiums zuzuschreiben?

 

Rom lebte mit und wurde getragen von deren Sklaven!

Dies war eine Tatsache. Wer in Wirtschaft, Handwerk und Versorgung, sowie für das Vergnügen Sklaven benötigte, brauchte Quellen für deren Verfügbarkeit. Rom brauchte immer Sklaven!

Werden jedoch keine Kriege geführt und somit keine Gefangenen zu Sklaven gemacht, brauchte das Imperium andere Quellen. Verschuldungen römischer Bürger reichten nicht aus, den großen Bedarf zu decken. Die Bürger Roms, lebten sie auch in den Provinzen, genossen Rechte, die eine Versklavung erschwerten. Wohl vermochte Rom Einheimische in deren Provinzen zum Sklaven herabzuwürdigen, aber auch das brachte keine Deckung des gewaltigen Bedarfes.

Warum also, trotz Koexistenz und Förderatenverträgen mit den Barbaren, nicht dort nach geeignetem Material suchen?

Germaninnen besaßen ‚Goldhaar’, waren schön und begehrt. Germanische Krieger verfügten über größere Körper, einen kräftigeren, urwüchsigen Körperbau und galten als mutig, entschlossen und äußerst kampffähig. Latifundias verlangten ständig nach dieser Ware, Privathäuser forderten die schönen germanischen Weiber, Hurenhäuser hatten immer Bedarf an ‚Frischfleisch’ und die Arenen verlangten nach tollwütigen Kämpfern.

 

Wo ein Bedarf existiert, entsteht auch ein Gewerbe!

‚Sklavenjagd’ entwickelte sich zum einträglichen Geschäft. Von Händlern organisierte Banden von Jägern drangen in das Barbaricum ein und holten sich, was gebraucht wurde. Das Geschäft florierte und wie Erfolge sich einstellten, erweiterten sich Markt und Handel.

Doch nicht jeder Beutezug brachte Erfolg. Die Barbaren wussten sich zu wehren. Wer fragte schon nach vernichteten Sklavenjägern, wenn der nächste Beutezug die Verluste des Vorangegangenen ausglich?

 

Wer zog da eigentlich als Jäger ins Barbaricum?

Die Antwort ist vermutlich einfach. Jeder der Willens war und sich Vorteile davon versprach. Der Händler oder der das Projekt im Vorhinein Finanzierende unterzog sich nicht dieser Gefahr. Er schickte erprobte, abenteuerlustige, verrohte Gesellen oder auch ausgediente Legionäre. Zeigten sich erfahrene Legionäre bereit, wuchs die Erfolgsquote. Waren diese Männer, wenn sie nach ihrer Entlassung aus dem Dienst in der Legion keinen Halt in der Gesellschaft fanden, doch die Fähigsten und Erfahrendsten und somit Bestens geeignet.

Galt das für Ausgediente, musste dies auch für aktive Legionäre richtig sein!

4) Welche Wirkungen/Auswirkungen sind dem Einfluss der Statthalter des Kaisers des Römischen Imperiums zuzuschreiben?

 

Ein Legat an der Grenze zum Barbaricum verfügte über ein gewaltiges militärisches Potential.

Ein Statthalter hatte darüber hinaus zumeist nicht nur eine Legion zur Verfügung. Außerdem genoss er die Rechte eines Vertreters des Kaisers. Wer sollte seine Entscheidung in Frage stellen? Wer könnte ihm die Stirn bieten?

Ein Statthalter besaß ein Machtpotential über Militär und Bevölkerung, gleichwohl welcher Herkunft. Er trug auch die Verantwortung für das ihm unterstellte Gebiet und war letztlich immer auch die Exekutive jedes römischen Bedürfnisses. Steuereintreibung erforderte nicht nur Steuereinnehmer, manchmal war auch Druck von Nöten. Handel und Gewerbe wurden zum Wohle der Legion und in deren Schutz verwirklicht. Das daraus auch die zivile Bevölkerung Vorteile zog, lag auf der Hand. Das Militär war nicht nur zugegen, es war der Träger aller Wirtschaft.

Diese Macht konnte einen Statthalter zum unumschränkten Herrscher in seinem Territorium werden lassen, wenn ihn der Kaiser ließ … Nero ließ!

Nero mit anderen Dingen beschäftigt, verließ sich auf die von ihm ausgewählten Statthalter und Befehlshaber.

Nie selbst an einem Feldzug teilnehmend, gelangen ihm trotzdem auch durch die Fähigkeiten seiner Statthalter und Legaten einige außenpolitische Erfolge. Ob Nero in dieser Frage als zu schwach galt, seine zentralistische Macht auszuüben, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Er ließ seinen Statthaltern weitestgehend freie Hand. Erfolg war dabei kein Hindernis für provinziale Machtfülle. Nur Misserfolg bedurfte umfangreicher Erklärungen.

Was als Misserfolg zählte, bestimmte der Kaiser.

Die einzige, aber nicht unwesentliche Gefahr bestand in der Hellhörigkeit Neros, der mitunter und auch zu oft Intriganten zuhörte. Besaß der Statthalter erklärte oder unbekannte Feinde und wurde seinerseits ein Fehler ruchbar, war es ein Leichtes Nero von Verfehlungen zu überzeugen. Mancher Kopf schien auch deshalb von den Schultern seines Trägers gerollt zu sein …

 

5) Welche Wirkungen/Auswirkungen sind dem Einfluss der Legionen des Römischen Imperiums zuzuschreiben?

 

Ein in Bereitschaft gehaltenes Heer verschlang gewaltige Summen für Verpflegung, Bewaffnung und Sold. Wenn Rom vergaß, die Geldkiste des Legatus zu füllen, musste dieser Wege finden um diesen Bedarf zu decken.

Warum also sollte in einer ‚friedlichen Zeitspanne’ nicht die Kampffähigkeit durch Vorstöße ins Barbaricum erhalten bleiben?

Gelang der Vorstoß, flossen Münzen auch in die Kassen beteiligter Legionen. Und das die Legionen Geld brauchten, blieb ob des riesigen Bauprogramms in Rom und der Verschwendungssucht eines Nero eine Tatsache. Wer in Rom Geld brauchte, würde dieses schwerlich an die Grenze zum Rhein übersenden?

Diese Begleitung von Sklavenjägertrupps durch Centurien der Legionen besaß noch einen anderen Vorteil.

Ein im Feld befindlicher Soldat brauchte in Friedenszeiten Ablenkung. Dafür gab es Wirtshäuser und reichlich Huren. Aber der Mann war ein Krieger, er brauchte Kampf.

War das Geld klamm, der Sold blieb aus und der Krieger langweilte sich, war es bis zur Meuterei nur ein kleiner Schritt. Zahlreiche Feldherren der Römer kannten diese Gefahr. Dem Legat, dem diese Zusammenhänge bewusst wurden, der schuf für seine Soldaten Beschäftigung im feindlichen Feld.

 

Ob diese Zusammenhänge in der Forschung festgestellt wurden und Beweise gefunden werden konnten, ist für die Tatsache der Sklavenjagd in Begleitung römischer Centurien unerheblich. Die Logik der Zusammenhänge reicht zur Annahme der Richtigkeit.

Senat & Volk von Rom

Sie möchten ein Buch bestellen?

Ein 'KLICK' zum Buchshop des Verlages
Druckversion | Sitemap
© GERMANEN-ROMane-Grasse