Was ist uns heute über die Existenz der Hermunduren bekannt?
Das Siedlungsgebiet der Markomannen als ursächlich ‚Grenzmänner’ lag vor Marbods Existenz zwischen Kelten und Sueben, in einer ‚unbekannten Grenzmark’. Die Lage wurde dem mittleren Rhein-Main-Gebiet zugeordnet.
Marbod, der König der Markomannen, schien so wie Arminius von den Cheruskern, seine Jugendjahre in Rom verbracht und dort vieles für seine Zukunft gelernt zu haben.Marbod lebte von 30 v. Chr. bis 37 n. Chr.
Vibilius, der Edle der Hermunduren, hingegen schien ein Zögling von Marbod zu sein. Beide orientierten in ihrem zukünftigen Verhalten auf eine gleichartige zentralistische Machtabsicht! Über Geburt und Todeszeitpunkt des Vibilius konnten keine exakten Daten ermittelt werden.
Im Folgezeitraum der römischen Kaiser Augustus, Tiberius und Claudius verknüpfte sich das Schicksal der Stämme der Markomannen, der Hermunduren und Quaden von vor der Zeitenwende bis zur Mitte des 1. Jahrhundert. n. Chr.
Hermunduren waren als Nachbarn der Semnonen um 5 n. Chr. im Raum nördlich Magdeburg bekannt. Sie siedelten entlang der Elbe bis zu deren Quelle in Böhmen auch schon bevor die Markomannen in dieses Gebiet eindrangen.
Markomannen, Hermunduren, Quaden und Narister hatten kein exakt umrissenes Siedlungsgebiet! Als ‚Siedlungsgebiet’ kann, beginnend vom Mittelrhein, das Gebiet Mainfranken bis Böhmen erkannt werden. Es gibt keine exakte Grenzmarkierung, so dass die Annahme nahe liegt, dass die Siedlungen des einen Stammes in das Siedlungsgebiet des anderen Stammes hineinragten.
Somit wäre, über das Gesamtgebiet westlich des Mittelrheins, Mainfrankens bis zum Verlauf der Elbe über Sachsen/Anhalt, Thüringen und Sachsen bis einschließlich Böhmen, ein ‚zentralistischer Machtblock’ zur Bildung eines monarchischen Königreichs möglich gewesen, in dem mit den Hermunduren an den Flanken des Siedlungsgebietes und den Quaden und Markomannen in deren Inneren und an deren Süd- und Ostgrenze eine starke militärische Macht zur Verfügung stand.
Hieraus resultiert zwar ein miteinander verbundener Existenzzyklus, der aber keine ‚Tradition’ entstehen lässt! Ebenso kommt es nicht zur ‚monarchischen Herrschaft’. Trotzdem die starke Machtposition im Zentrum der Stämme dafür Voraussetzungen schuf, wurde kein Weg zum ‚germanischen Stammeskönigtum’ beschritten. Der Erfolg blieb auf Grund offensichtlich widersprüchlicher Interessen und Machtansprüche durch Druck von Außen (Rom, Cherusker) und von Innen (Markomannen, Quaden, Hermunduren) aus.
Vibilius, der ‚Edle der Hermunduren’, unterlag wie Marbod und Vannius dem Wechselverhältnis von ‚Königsheil’ und ‚militärischem Erfolgszwang’. Für eine Machtstellung dieser Fürsten muss deshalb zuerst die Gefolgschaft und erst danach die Stammeszugehörigkeit berücksichtigt werden.